Listen "Vor dem Spiegel, 1876"
Episode Synopsis
Hören Sie der Kuratorin Frau Tracey Bashkoff zu, wenn sie bespricht, wie Manets intimer Malstil zu seinem Korsett-Motif passt.
Transcript
Der Erzähler: Édouard Manet malte 1876 diese sich anziehende – oder ausziehende? – Frau. Diese Dame war eine berühmte Kurtisane und Geliebte des holländischen Thronanwärters. Kuratorin Tracey Bashkoff:
Tracey Bashkoff: Ihr Gesicht ist nicht zu sehen. Möglicherweise ist sie sich der Gegenwart des Betrachters nicht bewusst. Es handelt sich um einen sehr persönlichen Augenblick, den wir hier miterleben dürfen.
Der Erzähler: Manet malte sie mit einem Korsett, womit er den Betrachter nicht unbedingt schockieren wollte. Damals war Paris das unbestrittene Unterhaltungszentrum von Europa. Wie den anderen Impressionisten ging es Manet darum, alle Seiten des modernen Lebens darzustellen – einschließlich der privaten Welt des sinnlichen Vergnügens, die mit dem französischen Begriff „Demi-monde“ bezeichnet wird.
Seine Malweise scheint für dieses Sujet ideal geeignet.
Tracey Bashkoff: Die Frau ist in einem sehr modernen Stil gemalt mit freien und lockeren Pinselstrichen. Der Mangel an Detail verleiht den Eindruck eines kurzen, flüchtigen Blickes auf eine Frau in ihrem Boudoir. Somit ist nicht nur das Sujet, sondern auch die Malweise modern.
Der Erzähler: Weil wir das Gesicht der Frau nicht sehen können, wird unser Blick unweigerlich auf das Korsett gelenkt. Da sie halb ausgezogen ist, erscheint sie vielleicht noch provokativer als wenn sie völlig nackt wäre.
Tracey Bashkoff: Manet selbst meinte „Das Satin-Korsett könnte für die Nacktheit unserer Ära stehen“.
Édouard Manet, "Vor dem Spiegel", 1876. Öl auf Leinwand, 93 x 71,6 cm. Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Thannhauser Collection, Schenkung, Justin K. Thannhauser 78.2514.27
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Der Erzähler: Édouard Manet malte 1876 diese sich anziehende – oder ausziehende? – Frau. Diese Dame war eine berühmte Kurtisane und Geliebte des holländischen Thronanwärters. Kuratorin Tracey Bashkoff:
Tracey Bashkoff: Ihr Gesicht ist nicht zu sehen. Möglicherweise ist sie sich der Gegenwart des Betrachters nicht bewusst. Es handelt sich um einen sehr persönlichen Augenblick, den wir hier miterleben dürfen.
Der Erzähler: Manet malte sie mit einem Korsett, womit er den Betrachter nicht unbedingt schockieren wollte. Damals war Paris das unbestrittene Unterhaltungszentrum von Europa. Wie den anderen Impressionisten ging es Manet darum, alle Seiten des modernen Lebens darzustellen – einschließlich der privaten Welt des sinnlichen Vergnügens, die mit dem französischen Begriff „Demi-monde“ bezeichnet wird.
Seine Malweise scheint für dieses Sujet ideal geeignet.
Tracey Bashkoff: Die Frau ist in einem sehr modernen Stil gemalt mit freien und lockeren Pinselstrichen. Der Mangel an Detail verleiht den Eindruck eines kurzen, flüchtigen Blickes auf eine Frau in ihrem Boudoir. Somit ist nicht nur das Sujet, sondern auch die Malweise modern.
Der Erzähler: Weil wir das Gesicht der Frau nicht sehen können, wird unser Blick unweigerlich auf das Korsett gelenkt. Da sie halb ausgezogen ist, erscheint sie vielleicht noch provokativer als wenn sie völlig nackt wäre.
Tracey Bashkoff: Manet selbst meinte „Das Satin-Korsett könnte für die Nacktheit unserer Ära stehen“.
Édouard Manet, "Vor dem Spiegel", 1876. Öl auf Leinwand, 93 x 71,6 cm. Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Thannhauser Collection, Schenkung, Justin K. Thannhauser 78.2514.27
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