Die Eremitage in Pontoise, ca. 1867

29/12/2022 1 min
Die Eremitage in Pontoise, ca. 1867

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Erfahren Sie, warum Pissarros Malerei bürgerlichen Alltagslebens seinerzeit ungewöhnlich war.

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Der Erzähler: Ein ungepflasterter Weg windet sich an einer Häusergruppe vorbei. Zwei Frauen unterhalten sich auf der Straße, Kinder spielen in der Nähe im Gras. Heute wirkt dieses Bild vom dörflichen Leben idyllisch. Als Camille Pissarro es jedoch 1867 schuf, hielten viele Kritiker Szenen aus Geschichte und Mythologie für angemessenere, erhabenere Motive der Malerei. Bilder vom Leben des Mittelstands galten als vulgär, vor allem, wenn sie in dem direkten, unsentimentalen Stil gehalten waren,den Sie hier sehen. Dieses Werk entstand im gleichen Jahr, in dem Karl Marx Das Kapital veröffentlichte, und deutet bereits den Wandel der gesellschaftlichen Ordnung an.

Pissarro malte die Szene wahrscheinlich im Freien, wo er die Landschaft direkt studieren konnte. Bereiche hellen Lichts und dunkler Schatten bewegen sich über die Leinwand. Kurz nach Fertigstellung dieses Werks kehrte Pissarro dem Realismus, den wir hier sehen, den Rücken zu und eignete sich einen lockereren, stimmungsvolleren Stil an – Markenzeichen des Impressionismus, für den er bekannt ist. Bei genauem Hinsehen erkennt man dicke Farbstriche, die mit einem Spachtel aufgetragen wurden – der Künstler hatte gerade erst begonnen, mit dieser Technik zu experimentieren.

Dieses große Landschaftsbild ist das früheste Werk in der permanenten Guggenheim-Sammlung.

Camille Pissarro, "Die Eremitage in Pontoise (Les coteaux de l'Hermitage, Pontoise)", ca. 1867. Öl auf Leinwand, 151,4 x 200,6 cm. Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Thannhauser Collection, Schenkung, Justin K. Thannhauser 78.2514.67